Brackweder Kino-Historie

Die Gemeinde Brackwede (heute Stadtbezirk Bielefeld-Brackwede) hatte insgesamt vier Filmtheater, die im Verlauf des großen Kinosterbens der 1960er Jahre geschlossen wurden.

Melodie-Filmtheater, Hauptstraße 203  (15. Okt. 1954 - 1970)

Unter dem für ein Kino nicht eben alltäglichen Namen "Melodie" wird heute (15. Oktober 1954) als Nachfolger der alten "Schauburg" ein neues Lichtspielhaus eröffnet. Der wuchtige Bau gibt dem Platz an der Einmündung der Hauptstraße in die Gütersloher Straße ein markantes Gepräge. In der erstaunlich kurzen Bauzeit von rund einem Vierteljahr erstand er unter der Leitung des Architekten, Diplom-Ingenieur Ernst-Otto Roßbach, der auch das im Vorjahr eingeweihte "Zentral-Theater" schuf.

Melodie-Kinosaal

Der Innenraum mutet noch wärmer an als dessen bewußt in ländlichem Stil gehaltener Säulensaal. Von eigenartiger Schönheit ist seine unsymetrische Form. Während die mit Azella bespannte, freundlich getönte rechte Seitenwand rechtwinklig mit der aus Akustikplatten getäfelten Decke abschließt, rundet sich diese in sanfter Wölkung zur linken Seitenwand ab. Das Theater weist ein angenehmes Gefälle auf. die auf Lücke angeordneten 480 Sitzplätze tragen türkisblaue Hochpolster.

Melodie-Kinosaal

Auf die pastellzarte Tönung der Wandflächen ist der orangefarbene Vorhang geschmackvoll abgestimmt. Automatisch bedient, gibt er eine fünf mal elf Quadratmeter größe Leinwandfläche frei, die in ihrer Breite die ganze Bühne ausfüllt und die Wiedergabe von CinemaScope-Filmen gestattet.

Vorführraum mit Frieseke & Höpfner FH 99

Die Besucher können sich von der vorzüglichen Akustik des Saales, sowie von der erstklassigen Arbeit des modernen Vorführgerätes überzeugen.

Vorführer Hermann Kürschner & Walter Metzger (ca.1962)

Anmerkung:
Erstausstattung des Vorführraumes: 2 Frieseke & Höpfner-Projektoren, Modell FH 66
Auf dem Foto: 2 x Frieseke & Höpfner-Projektoren FH 99 mit 4-Kanal-
Magnettonabtastung

Freie Presse 15.10.54
Filmecho | 45-1954
Die große Starparade | Eröffnungsfilm 15.10.1954
Elisabeth Kürschner am "Sarotti"-Süsswarenstand neben der Kasse.
Freie Presse | 18. Februar 1961
Westfälische Zeitung | 24.11.1961
Die "Melodie" aus der Luft (ca. 1963)
Freie Presse | 7. März 1964
Bronzetafel der 20th Century-Fox für das CinemaScope-Kino "Melodie"

Überbleibsel der "Melodie"

Melodie | Pachtvertrag vom 3.2.1961

Das letzte Monatsprogramm der "Melodie" im Juni 1970

 

10.06.1970: "In der Hitze der Nacht",

12.06.1970: "Planet der Affen",

16.06.1970: "Mercenario, der Gefürchtete",

19.06.1970: "Django, Kreuze im blutigen Sand",

25.06.1970: "Attila, die Geißel Gottes".

Letzte Pressemeldung zur "Melodie" am 26. Juni 1970

Die "MELODIE" beendete ihr Programm im Juni 1970.

Am 5. März 1971 wurde der Filmtheaterbetrieb Barbara Gaus beim Amtsgericht als erloschen eingetragen.

Danach wurde das Gebäude Hauptstraße 203 zur Discothek "EURO-CLUB", folgend zum "B-MOVIE". Anschließend folgten über 14 Jahre Leerstand. Im Herbst 2005 zieht die Deutsche Post AG mit ihrer Briefverteilung und den Postschließfächern ins alte MELODIE-Gebäude ein. Ein Blick in den ehemaligen Kinosaal zeigt die Trostlosigkeit der Baustelle im August 2005.

Euro-Club | ab 1970
Teilnahmekarte | Euroclub Don Rolando
Neue Westfälische | 26.8.1977
B-Movie | 1980er Jahre
der ehemalige Kinosaal während des Umbaus
Komplett renoviert und umgebaut wurde 2005 aus der "Melodie" das Verteilzentrum Süd der Deutschen Post AG.