Vom Stahlband zum Profitonband

Im Frühjahr 1928 führte der Dresdner Ingenieur Fritz Pfleumer Berliner Journalisten ein Magnettongerät eigener Konstruktion vor. Er kannte die Schwächen des bisherigen Verfahrens, wußte, daß die Stahldrähte häufig verwirrten und war mit den Tücken gerissener Stahlbänder vertraut. Er hatte daher den stählernen Tonträger durch ein Papierband ersetzt, dessen Oberfläche mit einer Eisenpulverschicht beklebt war. Der wesentliche Punkt war hier, daß man den Papierstreifen nach jedem Zerreißen in wenigen Sekunden durch einfaches Zusammenkleben wieder reparieren konnte. Beim erneuten Abspielen machte sich dann diese Klebestelle - im Gegensatz zu der Schweißstelle eines Stahlbandes - akustische kaum bemerkbar. Das war in der Tat ein Fortschritt.

Die Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft (AEG) entschloß sich daraufhin, die Pfleumerschen Gedanken zur weiteren Entwicklung zu übernehmen. Auf der Suche nach einem möglichst feinen Eisenpulver wandte man sich an die BASF in Ludwigshafen. Diese schlug jetzt Ihrerseits vor, anstelle des kaum brauchbaren Papiers Acetyllzellulose zu verwenden und das Eisenpulver auf diese Kunststoff-Folie aufzubringen. Aus den ersten ermutigenden Laborversuchen auf diesem Gebiet entstand dann im Jahre 1932 eine zwischen beiden Firmen vereinbarte Arbeitssteilung: BASF sollte den Tonträger und die AEG die Magnettongeräte entwickeln.

Die Entwicklungsarbeiten gingen so zügig voran, daß die BASF schon im August 1934 die ersten 50.000 Meter Toband für die Funkausstellung 1935 in Berlin an die AEG liefern konnte. Ursprünglich sollte das von der AEG entwickelte Magnettongerät "Ferroton" heißen. Schließlich erhielt es dann aber den Namen "Magnetophon", nach dem das erste Tonband der BASF "Magnetophonband" genannt wurde.

1935 entdeckte man,daß sich ein magnetisierbares schwarzes Eisenoxyd besser für die Magnetschicht eignete als dass bisherrige Eisenpulver. Kurz darauf erwies sich dann das braune Gamma-Eisenoxid als noch vorteilhafter. Die magnetisierbaren Teilchen dieses Oxids wurden in ganz dünner Schicht gleichmääßig auf einen Grundträger aus Acetylzellulose aufgetragen.Die breiten Folien schnitt man in 6,5 mm breite und 1.000 m lange Bänder und spulte sie auf Metallkerne. Bei der damaligen Bandgeschwindigkeit von 1 m/sec. bot ein Band also eine Spielzeit von fast 17 Minuten. Dieses erste von der BASF in Serie gefertigte Tonand erhielt nach dem Namen Cellit für die Kunststoff-Folie des Trägers die Bezeichniung Magnetophonband Typ C.

Durch verbesserte Geräte und den ständig weiterentwickelten Tonträger erreichte man 1936 eine so gute Tonaufzeichnungsqualität, daß selber ein so berühmter Dirigent wie Thomas Beecham davon beigeistert war als er nach einem Gastkonzert bei der BASF in Ludwigshafen hinterher die Tonaufnahme vom "Magnetophonband" abhörte.

1939 konnten schon 12.000 Kilometer Magnetophonband hergestellt und verkauft werden.

Abnehmer der ersten "Magnetophone" und "Magnetophonbänder" waren die Rundfunkanstalten. Sie erkannten sehr schnell die Möglichkeiten, die sich hier ergaben:

bequemere Tonmontagen, Tonkontrollen noch während der Aufnahme, längere Spielzeiten gegenüber den bisher verwendeten Wachsschnitten auf Platten u.s.w.

Nur mit der Tonqualität war man noch nicht so ganz zufrieden.

Sie entsprach mit der Tonfrequenz von 50 - 5.000 Hz zwar dem damaligen Mittelwellensender-Standard, aber sie kaum besser als eine mittlere Schallplatte.

Das änderte sich 1941 grundlegend:

Ein Zufall bei technischen Versuchen im Forschungslabor der damaligen Reichsrundfunkgesellschaft in Berlin führte zur Entwicklung der Hochfrequenzvormagnetisierung durch Dr. von Braunmühl und Dipl.-Ing. Weber. Statt des vorher üblichen Gleichstroms wurde das Band jetzt mit einem sinusförmigen Strom hoher Frequenz vormagnetisiert.Statt der vorherigen, alle vorhandenen allten Aufzeichnungen zudeckenden Gleichstromsättigung erfolgte jetzt eine völlige Entmagnetisierung des Bandes.

Anfang Juni 1941 führte die AEG in Berlin einem kleinen Kreis geladener Gäste erstmals  ein solches Hochfrequenzgerät vor. Es war ein großer Erfolg, denn es erwies sich, daß nunmehr bei einer ausgezeichneten Dynamik das gesamte Frequenzband und der gesamte natürliche Tonumfang von Sprache und Musik mit dem Magnettonverfahren beherrscht werden konnte. Ein entscheidender Schritt, der das Magnettonverfahren in vieler Hinsicht mit Abstand an die Spitze aller Schallaufzeichnungmethoden stellte.

 

AEG Magnetophon K1 | 1935

Die ersten Magnettonbänder 1935:

 

Da gab es zuerst eine ziemlich unzulängliche Ausführung, nämlich eine gespreizte Blattfeder, die mit einem Bajonettverschluss die Spule festklemmte - nebenbei gesagt, die allerersten Bänder waren auf eine dicke Pappscheibe gewickelt, die nächste Ausführung, daß man nur einen Pappring hatte und den auf einen kleinen Blechspulenkern aufsetzte. Bei dem kleinen Undermann (Bobby-Konzept) passierte folgendes: wenn man mit hoher Geschwindigkeit zurückspulte und die Bremsen etwas hart eingestellt waren, rutschte das beiseite, die Blattfeder flog im hohen Bogen raus, und die Spule sauste wie ein Diskus durch die Gegend und man konnte alles wieder zusammensuchen.

Quelle: Tonbandmuseum Wiesbaden