Neubabelsberg

In als historisch anzusehenden Fachbüchern wurde dem Leser die Filmtechnik erklärt. Die nachfolgenden Auszüge geben einen interessanten Einblick in den damaligen Stand der Technik 

Film – ehe wir ihn sehen

Hans Prinzler 1938

 

Die elektrische und technische Einrichtung in Neubabelsberg

 

Sowohl der Betrieb Neubabelsberg, als auch Tempelhof erhalten elektrische Kraft und Licht als 10 000 Volt-Hochspannungsstrom vom Elektrizitäts-Großkraftwerk und formen diesen in eigenen Transformatoren und Umformer-Stationen in 220 Volt-Gleichstrom um.

Neubabelsberg kann dabei in zwei großen Maschinenhäusern im Höchstfalle eine Strommenge von 20 000 Ampere, Tempelhof eine solche vom 9 000 Apere erzielen. Das Freigelände bzw. die Straßenzüge werden von Kraftspeisepunkten aus versorgt, die sorgsam über das Gelände verteilt sind und Strommengen liefern, die den nächtlichen Himmel von Neubabelsberg oft in strahlende Helligkeit tauchen. Ein Riesenpark von Leuchten aller Art gibt die nötigen Ausleuchtungsmöglichkeiten. Flugzeug-Motoren zur Winderzeugung, fahrbare Dampfkessel zur Erzeugung von Dampfeffekten stehen zur Verfügung. Für schwierige Transporte auf dem Gelände dienen Raupenschlepper und Elektrokarren. Flaschenzüge und Fahrbühnen in genügender Menge sind in allen Ateliers direkt eingebaut und erleichtern den Transport schwerer Gegenstände.

Auf einem Atelierkran kann der Kameramann mit der schwersten Kamera kleine Luftreisen machen. Für Außenaufnahmen außerhalb des Ateliergeländes stehen zwei fahrbare Umformstationen und fünf fahrbare Lichtmaschinen zur Verfügung.

Die Muster-Kopieranstalten der Betriebe Neubabelsberg und Tempelhof sind mit den modernsten automatischen Maschinen – auch für Farbenfotografie – eingerichtet, um die in den Ateliers belichteten Negative sofort entwickeln und kopieren zu können. Auf die Weise kann der Regisseur nötigenfalls schon nach einer Stunde sich von dem Ergebnis seiner Arbeit überzeugen.

20 vorbildlich eingerichtete Kleberäume, ausgestattet mit modernsten Klebetischen eigener Konstruktion – eigentlich kleine Tonfilmkinos – und 4 Projektionsräume im gleichen Haus ermöglichen sofortige Prüfung und Bearbeitung des Filmmaterials. Für Komponisten und Darsteller stehen Räume für Musik- und Tanzproben zu Verfügung.